Ad hoc: Deutsche Post AG hebt Prognose für 2020 auf
07.04.2020 18:22 MESZ
Veröffentlichung einer Insiderinformation gemäß Artikel 17 MAR
Seit der beginnenden Ausbreitung des Corona-Virus im Februar ist unser Fokus darauf gerichtet, die Sicherheit und Gesundheit unserer Mitarbeiter und die Funktionsfähigkeit unserer operativen Netzwerke zu gewährleisten und dadurch mit unseren Dienstleistungen unseren Kunden in schwierigem Umfeld zur Verfügung zu stehen. Trotz örtlicher Einschränkungen sind unsere operativen Leistungen weiterhin weltweit gewährleistet.
Das sich heute abzeichnende Bild zur Ergebnisentwicklung in März steht erwartungsgemäß unter dem Einfluss der weltweiten Maßnahmen zur Eindämmung der Covid-19-Pandemie.
Nachdem wir bereits für den Monat Februar eine Abweichung in der Ergebnisentwicklung von unserer ursprünglichen Planungen von ca. €50 Millionen verzeichnet haben, sehen wir für den Monat März eine Abweichung gegenüber unserem Plan durch die Pandemie-Effekte in der Größenordnung von €150 Millionen.
Während dieser Effekt im Vormonat lediglich die Unternehmensbereiche DHL Global Forwarding und DHL Express betraf, sind im März im Zuge der weltweiten Ausdehnung der Pandemie alle Unternehmensbereiche davon erfasst worden, wenn auch in unterschiedlichem Ausmaß.
Entsprechend dem Geschäftsmodell, der geographischen Präsenz und der unterschiedlichen Kundensektoren stellt sich die Entwicklung in den Unternehmensbereichen im Detail wie folgt dar:
P&P Deutschland: Mit Beginn der aktuellen Pandemie-Maßnahmen in Deutschland sehen wir zwar im Briefbereich einen Volumen- und Umsatzrückgang im 2-stelligen Prozentbereich – getrieben vor allem durch ausgesetzte Direktmarketing-Kampagnen unserer Kunden -, andererseits sehen wir stabiles, vor allem zum Monatsende hin anziehendes Paketvolumen; das Wachstum im Paketgeschäft liegt in den ersten 3 Monaten im Rahmen unserer Guidance von 0 – 5%. Durch die Covid-19-bedingten Umsatzeinbußen im Briefgeschäft sowie die zusätzlichen Aufwendungen zur Sicherstellung des operativen Betriebs sehen wir für den Monat März eine Ergebniseinbuße durch Covid-19 in der Größenordnung von €40 Millionen. Insgesamt erwarten wir für das erste Quartal ein EBIT von rd. €330 Millionen.
Express: Die Covid-19-Auswirkungen auf das weltweite Geschäft und das Ergebnis folgen der Ausbreitung der Pandemie-Maßnahmen. Während sich das China-Geschäft bereits im März wieder spürbar erholen konnte, sehen wir den Verlauf, den das Geschäft im Februar in China nahm, jetzt in den Regionen Europa und Nordamerika. Mit dem Einsetzen der jeweiligen lokalen Pandemie-Eindämmungsmaßnahmen sehen wir in diesen Märkten zunächst eine deutliche Verringerung der üblichen Sendungsmengen. Jedoch erweist sich auch hier die Verfügbarkeit einer Flotte von Frachtfliegern als wichtiger Faktor, um unseren Kunden überhaupt noch eilige Transporte zu ermöglichen. Insgesamt sehen wir für den Monat März eine Covid19-bedingte Planunterschreitung im Ergebnis von ca. €60 Millionen. Für das 1.Quartal wird das EBIT bei rd. €390 Millionen liegen inklusive eines negativen Covid-19-Effektes in Höhe von rd. €90 Millionen im Quartal.
Global Forwarding, Freight: Analog zum weltweiten Expressgeschäft folgt die regionale Entwicklung in Europa und Nordamerika unter den Pandemieauswirkungen der Entwicklung, die wir bereits im Februar in China gesehen haben. Insgesamt gibt es deutliche Volumenrückgänge in Luft- und Seefracht bei gleichzeitig noch stärkeren Einschnitten bei der im Markt befindlichen Kapazität, insbesondere in der Luftfracht. Bei tendenziell verbesserten Rohertragsmargen ergibt sich für den März eine Covid-19-bedingte Planunterschreitung von ca. €10 Millionen. Für das 1.Quartal wird das EBIT bei rd. €70 Millionen liegen inklusive eines negativen Covid-19-Effektes von rd. € 30 Millionen im Quartal.
Supply Chain: Wir sehen stark unterschiedliche positive wie negative Entwicklungen je nach Region und Kundenbranche. Während beispielsweise die Aktivitäten für Kunden im Bereich Automotive oder Retail (Fashion) deutlich rückläufig waren, haben wir im Bereich Retail (Lebensmittel) und Life Science/Health Care teilweise deutlich positive Impulse gesehen. Durch die weltweiten Pandemie-Maßnahmen entstehende Umsatzeinbußen und Zusatzkosten führen im Monat März zu einer negativen Abweichung vom geplanten EBIT um ca. €30 Millionen; für das 1.Quartal wird das EBIT bei rd. €100 Millionen liegen.
eCommerce Solutions: Bei ebenfalls regional sehr unterschiedlichen Auswirkungen sehen wir vor allem in Spanien und Indien insgesamt stark rückläufige B2B-Volumen und Zusatzkosten, die auch durch insgesamt anziehende B2C-Volumen nicht kompensiert werden können. Für den März sehen wir eine Covid-19-bedingte Planunterschreitung von rd. €10 Millionen; für das 1.Quartal wird das EBIT bei knapp €10 Millionen liegen.
Für die Monate Februar und März zusammen liegt somit die Covid-19-bedingte Planunterschreitung für den Konzern bei ca. €200 Millionen. Das berichtete Konzern-EBIT wird für das 1.Quartal bei rd. €590 Millionen liegen. Darin sind rd. €230 Millionen der bereits angekündigten Aufwendungen für die Neuausrichtung des StreetScooter-Geschäftes berücksichtigt.
Das um die Covid-19-bedingten Effekte sowie die Aufwendungen für das StreetScooter-Geschäft bereinigte Konzern-EBIT liegt somit um ca. €200 Millionen über dem um Sondereffekte bereinigten Ergebnis des Vorjahresquartals (€814 Millionen).
Nachdem wir – unter Berücksichtigung der typischen saisonalen Effekte - mit einer guten Cashflow-Entwicklung in das Jahr gestartet waren, haben wir im März keine signifikante Verschlechterung des Cashflow gesehen, die über den Covid-19-bezogenen EBIT-Effekt hinausging.
Wir werden die umfängliche Berichterstattung zum 1.Quartal des Jahres wie geplant am 12. Mai veröffentlichen.
Erläuterungen zu den herangezogenen Finanzkennzahlen sind in dem auf der Unternehmenswebseite von der Deutsche Post DHL Group veröffentlichten Geschäftsbericht 2019 (siehe Seite 15 ) unter dem folgenden Link verfügbar: https://www.dpdhl.com/content/dam/deutschepostdhl/de/media-center/investors/documents/geschaeftsberichte/DPDHL-Geschaeftsbericht-2019.pdf
Während die Entwicklung der Geschäftssituation in China in den vergangenen Wochen durchaus ermutigend ist, stehen wir in Europa und Nordamerika noch in einer früheren Phase der Pandemie. Derzeit lässt sich angesichts der hohen Dynamik der Entwicklungen nicht abschätzen, wie lange die gravierenden Einschränkungen des öffentlichen und wirtschaftlichen Lebens in weiten Teilen der Welt in Folge der Corona-Pandemie andauern werden und in welcher Verfassung die Weltwirtschaft diese Pandemie übersteht.
Angesichts der inzwischen weltweiten Ausdehnung der Corona-Pandemie und den zu erwartenden Auswirkungen zumindest für das laufende Geschäftsjahr, ist eine Unterscheidung zwischen einem Pandemie-Effekt und einem darum bereinigten Ergebnis zunehmend weniger sinnvoll und leistbar.
In seiner heutigen Sitzung hat der Vorstand daher entschieden, die bisherige Ergebnisprognose für das Jahr 2020 nicht mehr aufrechtzuerhalten. Sobald eine Stabilisierung der Entwicklungen in den wichtigen Volkswirtschaften absehbar ist und eine verlässlichere Basis für detaillierte Ergebnisprognose gegeben ist, werden wir dem Markt eine neue Prognose kommunizieren.
Jedoch bestätigen wir auch aus heutiger Sicht unsere bestehende mittelfristige Prognose für ein Konzern-EBIT von mindestens €5,3 Milliarden für das Jahr 2022. Ebenso haben unsere kumulierte Capex- und Free Cashflow-Prognosen 2020 bis 2022 weiter Bestand, stehen jedoch unter dem Vorbehalt eines Pandemie-bedingten Effektes auf den Free Cashflow im laufenden Jahr.
Der Vorstand der Deutsche Post AG hat heute ferner entschieden, den Termin für die ordentliche Hauptversammlung, bisher für den 13. Mai 2020 geplant, auf einen späteren Zeitpunkt in diesem Jahr zu verschieben. Damit werden sich auch der Beschluss der Hauptversammlung über die Verwendung des Bilanzgewinns des Geschäftsjahres 2019 und die Auszahlung der Dividende von €1,25 je Aktie verschieben.
Die Durchführung einer Präsenzhauptversammlung ist aufgrund der Covid-19-Pandemie gegenwärtig nicht möglich. Die Hauptversammlung wird als virtuelle Hauptversammlung ohne Präsenz der Aktionäre durchgeführt, wenn die Pandemie-Lage die Durchführung einer Präsenz-Hauptversammlung auch zu einem späteren Zeitpunkt nicht erlaubt.
Sobald eine verlässliche Planung und sichere Durchführung der Hauptversammlung wieder möglich sind, werden wir einen neuen Termin für die Hauptversammg bekanntgeben.