Tarifverhandlungen vertagt – vierte Verhandlungsrunde soll zeitnah stattfinden
Die Deutsche Post und die Gewerkschaft ver.di haben sich auch nach der dritten Verhandlungsrunde noch nicht auf einen neuen Tarifvertrag einigen können.
- Deutsche Post legt in wirtschaftlich schwieriger Zeit faires Angebot vor: Plus 3,8 Prozent mehr Lohn und ein zusätzlicher Urlaubstag
- Thomas Ogilvie: "Wir bedauern, dass wir noch nicht zu einem Ergebnis gekommen sind. Angebot ermöglicht nachhaltige Lohnsteigerungen. Aufforderung zur vierten Verhandlungsrunde werte ich als positives Zeichen."
- ver.di sichert zu: Vertagung hat keine Auswirkung auf Briefwahl
Bonn - Die Deutsche Post und die Gewerkschaft ver.di haben sich auch nach der dritten Verhandlungsrunde noch nicht auf einen neuen Tarifvertrag für die rund 160.000 Tarifbeschäftigten bei Post & Paket Deutschland einigen können. Nach einem 48-stündigen Verhandlungsmarathon hat die Deutsche Post ein faires und tragfähiges Angebot vorgelegt.
Konkret sieht das Angebot für alle Tarifbeschäftigten eine Lohnsteigerung von 3,8 Prozent für die nächsten beiden Jahre vor: 1,8 Prozent zum 01.07.2025 und weitere 2,0 Prozent zum 01.10.2026. Außerdem sollen all diejenigen Beschäftigen einen zusätzlichen Urlaubstag erhalten, die noch keine 30 Urlaubstage haben. Davon würden ca. zwei Drittel der Belegschaft profitieren.
Die ver.di-Tarifkommission hat dieses Angebot als noch nicht ausreichend zurückgewiesen und zu einer vierten Verhandlungsrunde aufgefordert. Beide Seiten haben vereinbart, die Verhandlungen zeitnah fortzusetzen.
ver.di hat zugesichert, vor der Bundestagswahl nicht zu weiteren Warnstreiks aufzurufen, sodass die Vertagung keine Auswirkungen auf die Briefwahl hat.
Thomas Ogilvie, Konzernvorstand Personal und Arbeitsdirektor der Deutsche Post AG: "Wir bedauern, dass wir noch nicht zu einer Einigung in dieser Lohnrunde gekommen sind. Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen sind aufgrund rückläufiger Briefmengen und der von der Bundesnetzagentur festgelegten unzureichenden Preissteigerungsspielräume, die nicht einmal die Inflation der letzten Jahre ausgleichen, äußerst schwierig. Trotzdem haben wir ein Angebot vorgelegt, das nachhaltige Lohnsteigerungen für alle Beschäftigten ermöglichen würde. Die Tatsache, dass uns ver.di zu einer vierten Verhandlungsrunde auffordert, werte ich als positives Zeichen dafür, dass es ein ehrliches Interesse gibt, doch noch am Verhandlungstisch zu einer Einigung zu kommen."
Post & Paket Deutschland befindet sich inmitten einer Transformation. Briefmengen schrumpfen, Erlöse sinken und Kosten (z.B. Energie und Transport) steigen. Der Investitionsbedarf in die ökologische Modernisierung des Unternehmensbereichs bleibt hoch. Die jüngste Maßgrößenentscheidung der Bundesnetzagentur hat die Rahmenbedingungen verschärft, da der zugestandene Preiserhöhungsspielraum von rund zehn Prozent nicht einmal die Inflation der letzten Jahre auffängt. Er genügt erst recht nicht, die massiv gestiegenen Kosten aufzufangen und den Umbau hin zu einem ökologisch und wirtschaftlich nachhaltigen postalischen Universaldienst zu finanzieren.
Überschattet wurden die Verhandlungen vom mutmaßlichen Anschlag in München. Thomas Ogilvie: "Wir haben das schreckliche Ereignis in München mit großer Betroffenheit zur Kenntnis genommen. Wir hoffen, dass die Verletzten überleben und schnell wieder genesen. Es ist unerträglich, dass Menschen, die friedlich demonstrieren, Opfer eines mutmaßlichen Anschlags werden. Aktive gewerkschaftliche Arbeit ist wichtig für unsere soziale Marktwirtschaft und darf sich von solchen Taten nicht beeindrucken lassen."

Dr. Hans-Christian Mennenga
Post & Paket Deutschland
DHL Group
Charles-de-Gaulle-Str. 20
53113 Bonn