"Wir haben unseren profitablen Wachstumskurs fortgesetzt"
Nach einem sehr guten Jahr sieht sich der weltgrößte Post- und Logistikkonzern Deutsche Post DHL Group weiterhin auf einem guten Weg, seine strategischen und finanziellen Ziele für 2020 zu erreichen. Im Interview mit DPDHL Group News erläutert Vorstandschef Frank Appel, warum der Konzern für die kommenden Jahre weiteres profitables Wachstum erwartet und warum es für nachhaltigen Unternehmenserfolg mehr braucht als nur gute Zahlen.
Herr Appel, welches Resümee ziehen Sie mit Blick auf das abgelaufene Geschäftsjahr 2017?
Frank Appel: 2017 war erneut ein sehr gutes Jahr für Deutsche Post DHL Group. Wir haben unseren profitablen Wachstumskurs mit einer positiven Entwicklung in allen vier Divisionen fortgesetzt. Unser Umsatz ist deutlich gestiegen, wobei das internationale Express- und das stark expandierende E-Commerce-Geschäft einmal mehr die wichtigsten Wachstumstreiber gewesen sind. Noch bedeutsamer für uns ist aber, dass wir das operative Ergebnis erneut spürbar verbessert haben, und zwar um mehr als 7 Prozent auf 3,74 Milliarden Euro. Damit haben wir unser EBIT-Ziel für 2017 erreicht – und zugleich auf dem Weg zur Erreichung unserer Finanzziele für 2020 einen weiteren großen Schritt nach vorn gemacht. Besonders stark war erneut das Schlussquartal. Kurzum: Unsere Mannschaft hat allen Grund, stolz auf das zu sein, was sie 2017 erreicht hat.
Auch für die Aktionäre gibt es Grund zur Freude?
Frank Appel: Unsere Eigentümer wollen wir selbstverständlich auch in diesem Jahr angemessen am Unternehmenserfolg beteiligen - entsprechend unserer langfristigen Finanzstrategie. Deshalb schlagen Vorstand und Aufsichtsrat der Hauptversammlung vor, die Dividende um 10 Cent auf 1,15 Euro je Aktie zu erhöhen und damit 52 Prozent des Nettogewinns auszuschütten. Möglich wird das, weil wir im abgelaufenen Geschäftsjahr nicht nur gute Gewinne erzielt, sondern auch einen starken Cashflow generiert haben. Das versetzt uns in die Lage, mehr Geld auszuschütten und zugleich weiter kräftig in zukünftiges Wachstum zu investieren.
Das Ergebnis vor Steuern ist deutlich stärker gestiegen als nach Steuern. Woran liegt das?
Frank Appel: Wir hatten von Anfang an damit gerechnet, dass wir 2017 einen höheren Steueraufwand ausweisen würden als im Vorjahr. 2016 war die Steuerquote, bedingt durch Sondereffekte, besonders niedrig. Darüber hinaus hat sich im vergangenen Jahr die US-Steuerreform einmalig negativ für uns ausgewirkt: Wegen des niedrigeren US-Steuersatzes wirken Verlustvorträge aus der Vergangenheit künftig nicht mehr so stark steuermindernd. Dies hatte einen einmaligen negativen Effekt im vierten Quartal, der einen Großteil der zu erwartenden Effekte der Steuerreform abbildet.
Lassen Sie uns einen Blick auf die einzelnen Divisionen werfen. Wie ist das Jahr 2017 für Post - eCommerce - Parcel, kurz PeP, gelaufen?
Frank Appel: PeP konnte nahtlos an die gute Entwicklung der Vorjahre anknüpfen. Insbesondere das deutsche und europäische Paketgeschäft und der Bereich eCommerce sind weiter deutlich gewachsen. Hier zahlt sich aus, dass wir seit Jahren kontinuierlich in Servicequalität und Infrastruktur investieren. Allein in Deutschland haben wir im vergangenen Jahr 1,3 Milliarden Pakete ausgeliefert - ein neuer Rekord. Aber auch mit dem Aufbau unserer "Vereinten Paketnationen von Europa" kommen wir weiter gut voran. Inzwischen sind wir in 26 Ländern aktiv. Besonders freut uns: Auch bei der Profitabilität liegen wir im Plan und sind zuversichtlich, dass unsere internationalen Investitionen mittelfristig zum Gewinn der Sparte beitragen werden.
Verliert das klassische Briefgeschäft also weiter an Bedeutung?
Frank Appel: Der Bereich Post ist und bleibt eine wichtige Säule von PeP, der Umsatzmix in der Division verschiebt sich aber ganz klar immer weiter in Richtung Paket und eCommerce. Inzwischen machen wir fast 50 Prozent unseres Umsatzes in diesem Bereich, 2010 waren es nur 20 Prozent. Dennoch war 2017 auch für unser Briefgeschäft ein gutes Jahr. Die Sendungsmengen sind insgesamt weitgehend stabil geblieben. Allerdings haben uns hier ganz klar Einmaleffekte wie die Bundestagswahl geholfen. Insgesamt müssen wir bei PeP - vor allem in Deutschland - weiter kontinuierlich darauf achten, die Kosten im Blick zu behalten. Nur so können wir mit diesem Geschäft in Zukunft erfolgreich sein.
DHL Express eilt schon seit Jahren von Rekord zu Rekord. Wird sich dieser Erfolg fortsetzen?
Frank Appel: In der Tat hat DHL Express auch im vergangenen Jahr seine Erfolgsgeschichte fortgeschrieben: Umsatz plus 9,5 Prozent, operatives Ergebnis plus 12,4 Prozent, operativer Cashflow plus 14,7 Prozent - das sind eindrucksvolle Belege dafür, dass wir mit der Ausrichtung von Express auf das margenstarke Geschäft mit zeitkritischen internationalen Sendungen genau den richtigen Schwerpunkt gesetzt haben. 2017 konnten wir das Volumen mit diesen sogenannten TDI-Sendungen um knapp 10 Prozent steigern. Damit lasten wir unser Netzwerk immer besser aus. Gleichzeitig achten wir genau auf die Kosten. Dadurch konnten wir die EBIT-Marge auf sehr gute 11,5 Prozent steigern. Darauf ruhen wir uns natürlich nicht aus. Auch dank des E-Commerce-Booms rechnen wir mit einem weiteren Wachstum der Volumina. Entsprechend investieren wir auch weiter in den Ausbau unserer Kapazitäten – zum Beispiel in unsere Drehkreuze und in neue Flugzeuge.
Wie fällt Ihre Bilanz für DHL Supply Chain aus?
Frank Appel: Mit dem Verkauf der Dienstleistungstochter Williams Lea Tag haben wir DHL Supply Chain im vergangenen Jahr noch stärker auf das Kerngeschäft ausgerichtet: das Management globaler Lieferketten. Auch 2017 konnten wir in diesem Bereich wieder viel Neugeschäft akquirieren. Insgesamt haben wir Verträge mit Neu- und Bestandskunden über rund 1,5 Milliarden Euro abgeschlossen und damit das Rekordniveau aus dem Vorjahr erneut erreicht. Das operative Ergebnis der Sparte wurde einmalig durch Abschreibungen von aktivierten Kundenbeziehungen negativ beeinflusst. Um diesen Effekt bereinigt ist das Ergebnis um 2,6 Prozent gestiegen. Wir sehen Supply Chain auf einem guten Weg mit einem klaren Fokus auf wachstumsstarke Sektoren wie Life Sciences & Healthcare. Dazu haben wir Mitte 2017 zum Beispiel die brasilianische Olimpo Holding erworben, einen führenden Anbieter von temperaturgeführten Transporten in Brasilien.
Schauen wir abschließend auf DHL Global Forwarding, Freight. Wie hat sich die Division geschlagen?
Frank Appel: Für Global Forwarding, Freight war 2017 ein Jahr, in dem wir insgesamt gut vorangekommen sind. Allerdings war es für die Division auch ein Jahr mit zwei sehr unterschiedlichen Halbjahren. Nach dem Verfall der Preise im Vorjahr haben sich die Frachtraten 2017 spürbar erholt. Diese konnten wir allerdings nur zeitverzögert an unsere Kunden weitergeben, weshalb die EBIT-Marge mit 1,5 Prozent in den ersten sechs Monaten zunächst unter Druck blieb. In der zweiten Jahreshälfte konnten wir die gestiegenen Raten besser umlegen und die Marge so auf 2,6 Prozent erhöhen. Aber nicht nur bei der Marge stimmt die Tendenz. Wir haben mit Tim Scharwath einen ausgewiesenen Branchenexperten als CEO für Global Forwarding, Freight an Bord holen können, der die Division mit seiner Mannschaft mit voller Kraft voranbringt. So hat DGF nach einer erfolgreichen Pilotphase mit dem Rollout des neuen IT-Systems begonnen.
Nach diesem guten Jahr 2017 - welche Erwartungen haben Sie für das laufende Geschäftsjahr 2018?
Frank Appel: Wir sind sehr zuversichtlich, dass auch 2018 wieder ein gutes Jahr für Deutsche Post DHL Group werden wird. Die Vorzeichen für die Entwicklung der Weltwirtschaft stehen so gut wie selten. In allen wichtigen Weltregionen wird weiteres Wachstum erwartet - gute Voraussetzungen also für eine dynamische Entwicklung des Welthandels und damit natürlich auch für uns als weltgrößtes Logistikunternehmen. Hinzu kommt, dass unser Wachstumstreiber Nummer 1, der boomende E-Commerce, weiter intakt ist. Das Umfeld stimmt also, und auch wir selbst haben mit unseren Maßnahmen zur Steigerung unserer operativen Leistungsfähigkeit den Boden für eine weitere deutliche Ergebnissteigerung bereitet. Wir prognostizieren für 2018 einen Anstieg des Konzern-EBIT auf 4,15 Milliarden Euro. Darin enthalten sind rund 150 Millionen Euro, die, wie angekündigt, aus der Umstellung auf den neuen Bilanzierungsstandard IFRS 16 resultieren. Doch auch ohne diesen positiven Sondereffekt werden wir auf Basis unserer Prognose ein ähnlich starkes EBIT-Wachstum sehen wie im vergangenen Jahr.
Im Zusammenhang mit der Umstellung auf IFRS 16 haben Sie auch ihre mittelfristigen Ziele konkretisiert. Wie lauten diese nun?
Frank Appel: Mit der Strategie 2020 haben wir uns vorgenommen, das Konzern-EBIT von 2013 bis 2020 um durchschnittlich mindestens 8 Prozent pro Jahr zu steigern. Dieses Ziel gilt - ohne Berücksichtigung der positiven Effekte aus der Umstellung - unverändert weiter. Darüber hinaus haben wir nun erstmals einen konkreten Betrag genannt. Inklusive IFRS-Effekt wollen wir das Konzern-EBIT bis 2020 auf mehr als 5,0 Milliarden Euro steigern. Das ist ein ambitioniertes, aber angesichts unserer Wachstumsdynamik ein realistisches Ziel.
Für nachhaltigen Unternehmenserfolg muss mehr stimmen als nur die Bilanz. Wie sind Sie mit Ihren Zielen jenseits der Zahlen vorangekommen?
Frank Appel: Gute Finanzzahlen sind wichtig, aber sie sind kein Selbstzweck. Diesen ganzheitlichen Ansatz verfolgen wir bei all unseren Aktivitäten. Als Anbieter wollen wir immer erste Wahl sein, für alle Kunden und in jedem Land. Wir wollen der attraktivste Arbeitgeber der Branche sein, mit zufriedenen und hervorragend qualifizierten Mitarbeitern. Und wir wollen unser Geschäft so führen, dass wir einen positiven Beitrag für die Gesellschaft leisten. In allen diesen Bereichen haben wir 2017 gute Erfolge erzielt. Das zeigen unsere regelmäßigen Kunden- und Mitarbeiterbefragungen. Und auch bei unserem Programm zum Klimaschutz sind wir sehr gut unterwegs. Vor einem Jahr haben wir angekündigt, unsere logistikbezogenen CO2-Emissionen bis 2050 netto auf null zu reduzieren. Dieses Ziel verfolgen wir mit aller Konsequenz: 2017 haben wir beispielsweise die Produktionskapazitäten für unsere elektrische StreetScooter-Flotte verdoppelt. Und wir haben zusammen mit Kooperationspartnern mehr als eine Million Bäume gepflanzt. Ich bin überzeugt, dass man einen echten gesellschaftlichen Mehrwert am Ende nur durch diese Vision eines Wachstums, das Wohlstand und gesellschaftlichen Fortschritt einschließt, schaffen kann. Unseren Konzern sehe ich in der Hinsicht auf einem sehr guten Weg.