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"Wir kommen zügig und planmäßig voran"

Deutsche Post DHL Group ist im dritten Quartal 2018 weiter gewachsen und auf Kurs, das Ergebnisziel für das Gesamtjahr zu erreichen. Insbesondere die drei DHL-Divisionen entwickelten sich weiterhin positiv. Bei PeP kommen die Maßnahmen zur Verbesserung der Profitabilität und der Kostenstruktur planmäßig und zügig voran. Wie angekündigt, hat dies jedoch das Konzernergebnis kurzfristig belastet. Im Interview mit DPDHL Group News erläutert Vorstandschef Frank Appel die Entwicklungen der vier Unternehmensbereiche und erklärt, wie der Konzern mit den wachsenden weltwirtschaftlichen Unsicherheiten umgeht.

Vorstandsvorsitzender Frank Appel

Herr Appel, wie beurteilen Sie das Abschneiden von Deutsche Post DHL Group im dritten Quartal 2018?

Frank Appel: Deutsche Post DHL Group ist insgesamt unverändert in guter Verfassung. Unsere breite Aufstellung erweist sich gerade in Zeiten wachsender Unsicherheit als klarer Wettbewerbsvorteil. Wir wachsen organisch weiterhin dynamisch, weil die fundamentalen Wachstumstreiber unseres Geschäfts - also insbesondere das boomende E-Commerce-Geschäft und der intensive weltweite Warenaustausch - intakt sind. Das zeigt sich vor allem in der positiven Entwicklung unserer drei DHL-Divisionen und besonders in den deutlichen Umsatz- und Ergebnissteigerungen bei Express und Global Forwarding, Freight. Im Unternehmensbereich Post - eCommerce - Parcel, kurz PeP, ist die Lage bekanntermaßen eine andere: Dort geht es darum, die im Juni angekündigten Maßnahmen zur Verbesserung der Produktivität und der Kostenstruktur zügig umzusetzen - mit den erwarteten Belastungen für unser Ergebnis. Hier liegen wir voll im Plan und ich bin zuversichtlich, dass die Maßnahmen schon ab dem kommenden Jahr signifikante positive Effekte zeigen.

Lassen Sie uns genauer auf PeP eingehen. Wie kommen Sie voran?

Frank Appel: Zunächst einmal ist es uns gelungen, den Umsatz der Division auf Vorjahresniveau zu halten. Das ist angesichts der strukturellen Volumenrückgänge im klassischen Briefgeschäft und positiver Volumeneffekte aus der Bundestagswahl in 2017 keine Selbstverständlichkeit. Möglich wurde dies durch unsere starke Marktposition im Paketgeschäft, das nach wie vor sehr dynamisch wächst. Die Ergebnisseite bei PeP - also der operative Verlust - ist von den angekündigten einmaligen Aufwendungen für die Restrukturierung geprägt, die wir zu einem sehr großen Teil bereits im abgelaufenen Quartal verbuchen konnten. Der Großteil der Kosten entfiel dabei auf das Vorruhestandsprogramm für verbeamtete Postbeschäftige in indirekten Funktionen mit dem Ziel, unsere Kostenbasis mittelfristig zu senken. Darüber hinaus haben wir in die  Verbesserung unserer Produktivität investiert.

Was genau haben Sie in der PeP-Division in den vergangenen Monaten schon angepackt - und erreicht?

Frank Appel: Was die strukturelle Neuaufstellung betrifft, so liegen wir mit den Vorbereitungen zur Aufteilung von PeP in die beiden Divisionen "Post & Paket Deutschland" und "DHL eCommerce Solutions" voll im Plan. Wir gehen mit der neuen Struktur zum 1. Januar 2019 an den Start und werden dann noch besser in der Lage sein, das jeweilige Potenzial der heimischen und internationalen Geschäfte auszuschöpfen. Parallel dazu haben wir bereits viel getan, um uns wieder stärker auf unser Kerngeschäft zu konzentrieren. So haben wir unter anderem nicht zum Kerngeschäft gehörige Aktivitäten wie Allyouneed Fresh verkauft und die Einstellung von Deutsche Post Reisen beschlossen. Auch bei der nachhaltigen Verbesserung unserer Produktivität und unserer Kostenstrukturen kommen wir zügig und planmäßig voran. So ist das angekündigte Vorruhestandsprogramm für Beamte in indirekten Funktionen erfolgreich angelaufen. Das ist eine der wichtigsten Maßnahmen für eine wirksame und nachhaltige Kostensenkung. Daneben haben wir eine Fülle weiterer Maßnahmen, unter anderem zur Optimierung unserer Prozesse, eingeleitet. So haben wir zum Beispiel signifikant in das Training unserer Mitarbeiter und in Tools zur genaueren Prognostizierbarkeit eingehender Volumina und entsprechender Routenplanung investiert. Was mich dabei zuversichtlich stimmt: Alle im Team ziehen mit. Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben erkannt, dass wir Veränderungsbedarf haben, und alle packen an. Dies zeigt sich im Übrigen auch in den positiven Ergebnissen unserer jährlichen Mitarbeiterbefragung.

Neben den internen Herausforderungen bei PeP sind Sie mit Risiken im weltwirtschaftlichen Umfeld konfrontiert. Das globale politische und wirtschaftliche Klima scheint sich einzutrüben, die Anzahl an Unsicherheiten nimmt zu, auch in Bezug auf die weitere Entwicklung des Welthandels. Wie beurteilen Sie die aktuelle Situation?

Frank Appel: Wir beobachten in der Tat einen Anstieg der externen Risikofaktoren, die sich etwa in einer höheren Volatilität der Wechselkurse und zunehmender protektionistischer Rhetorik ausdrücken. Als global aufgestelltes Unternehmen beobachten wir diese Entwicklungen - etwa die Spannungen zwischen den USA und China - natürlich sehr aufmerksam. Die potenziellen Auswirkungen auf die Weltwirtschaft sind nicht zu ignorieren, gleichzeitig sollten wir die Situation nicht vorschnell dramatisieren. Noch wächst der Welthandel, wenn auch nicht mehr so dynamisch wie zu Spitzenzeiten. Ähnliches gilt für das globale Wirtschaftswachstum: Mögen die Prognosen zuletzt auch zurückgenommen worden sein, so bleiben die erwarteten Wachstumsraten doch in einer Größenordnung, die keinen Anlass zum Schwarzmalen gibt. Entscheidend ist dabei, dass wir als Unternehmen Unsicherheiten wachsam beobachten und uns vorbereiten, um gegebenenfalls rasch auf Veränderungen reagieren zu können.

Und wie genau bereiten Sie sich auf Veränderungen im gesamtwirtschaftlichen Kontext vor?

Frank Appel: Wir sind von allen Wettbewerbern am breitesten aufgestellt, sowohl geografisch als auch vom geschäftlichen Profil und von unserer Infrastruktur her. Kurz gesagt: Deutsche Post DHL Group ist das globalste Unternehmen der Welt. Das macht uns robuster für Risiken in einzelnen Ländern oder Regionen. Wir haben in den vergangenen Jahren unsere Fähigkeiten gezielt weiterentwickelt, auf Veränderungen im Umfeld dynamisch zu reagieren: etwa mit einer flexiblen Steuerung unserer Investitionen und Kapazitäten. Gegen ein sich eintrübendes gesamtwirtschaftliches Umfeld sind wir - ebenso wie jedes andere global agierende Unternehmen - aber natürlich nicht immun.

Sind diese weltwirtschaftlichen Risikofaktoren denn schon in Ihrem Geschäft angekommen? Gerade Ihre DHL-Divisionen müssten sie doch eigentlich als erste zu spüren bekommen ...

Frank Appel: Bisher sehen wir in unseren Zahlen keine Abkühlung des Welthandels, gemessen etwa an den Volumina, die wir im dritten Quartal über unsere internationalen Netzwerke transportiert haben. Das gilt insbesondere für Express, aber auch bei Global Forwarding, Freight sind wir mit der Volumenentwicklung in Anbetracht des sehr starken Jahres 2017 zufrieden. Und dies sind die beiden Divisionen, bei denen die Korrelation zur Entwicklung der globalen Konjunktur und der weltweiten Warenströme am direktesten ist.

Lassen Sie uns genauer auf die DHL-Divisionen eingehen. Wie hat sich Express im dritten Quartal entwickelt?

Frank Appel: Express wächst dynamisch weiter - insbesondere beim Kernprodukt TDI, dem Geschäft mit zeitgenauen internationalen Sendungen. Hier konnten wir im dritten Quartal die Volumina erneut um mehr als 5 Prozent gegenüber dem Vorjahr steigern. Dadurch realisieren wir Größenvorteile, die sich - in Verbindung mit unserem strikten Ertragsmanagement - auch im Ergebnis widerspiegeln. So ist das operative Ergebnis von Express trotz negativer Währungseffekte um rund 10 Prozent gestiegen, und auch die EBIT-Marge erreicht einen neuen Spitzenwert nach dem anderen.

Luftfracht, Seefracht und Straßentransporte sind das Geschäft von Global Forwarding, Freight. Wie beurteilen Sie hier das dritte Quartal?

Frank Appel: Auch im Frachtgeschäft konnten wir an die positive Entwicklung der Vorquartale anknüpfen. Unser selektiver Ansatz, uns auf margenstarkes Geschäft zu konzentrieren, zahlt sich aus: Bei einem Umsatzplus von 4 Prozent konnten wir das operative Ergebnis im dritten Quartal um mehr als 50 Prozent steigern. Insbesondere in der Luftfracht konnten wir deutlich höhere Bruttomargen erzielen. Mit einer signifikant verbesserten EBIT-Marge von 2,9 Prozent hat die Frachtsparte fast die Ertragskraft früherer Jahre zurückerlangt. Der stetige Trend nach oben zeigt: Unsere Maßnahmen zur Verbesserung der Kosteneffizienz greifen. Zugleich kommen wir mit der Einführung unseres neuen Transport Management Systems gut voran, was uns weitere Effizienzgewinne bringen wird. Wir sind also auf einem guten Weg und kommen unseren Zielen Schritt für Schritt näher.

Und wie sieht es bei DHL Supply Chain aus?

Frank Appel: Supply Chain hatte ebenfalls ein gutes drittes Quartal. Das operative Ergebnis konnten wir weiter steigern, die EBIT-Marge verbesserte sich auf 4,7 Prozent. Damit liegen wir in der Kontraktlogistik in der oberen Hälfte des von uns mittelfristig anvisierten Zielkorridors von 4 bis 5 Prozent. Der ausgewiesene Umsatz liegt nach dem Verkauf der Tochter Williams Lea Tag zwar weiter unter dem Vorjahr - organisch ist die Division aber gewachsen. Erst vor wenigen Tagen haben wir eine wegweisende Partnerschaft mit dem führenden Premium-Logistikanbieter S.F. Holding in China geschlossen. Im Zuge dieser Vereinbarung erhalten wir eine Vorabzahlung in Höhe von rund 700 Millionen Euro sowie eine Partnerschaftsgebühr in den kommenden zehn Jahren. S.F. Holding bekommt dafür Zugang zu unseren erstklassigen Supply-Chain-Dienstleistungen und dem Management-Knowhow unseres Konzerns. Wir werden so weiter vom starken Wachstum des Supply Chain-Marktes in China profitieren.

Zusammengefasst zeigt sich nach neun Monaten also ein gemischtes Bild. Was bedeutet das für die Jahresziele des Konzerns?

Frank Appel: Wir haben in den ersten neun Monaten des Jahres hart daran gearbeitet, Deutsche Post DHL Group noch leistungsfähiger aufzustellen und die Wettbewerbsfähigkeit all unserer Geschäfte nachhaltig zu verbessern. Auch das vierte Quartal - traditionell das arbeits- und zugleich ertragreichste für unser Unternehmen - wird unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern noch einmal einiges abverlangen, und ich möchte mich schon heute bei ihnen für ihren großen Einsatz bedanken. Auf dieser Basis bin ich zuversichtlich, dass wir unsere Ergebnisziele erreichen werden. Das gilt im Übrigen nicht nur für 2018, sondern auch darüber hinaus. Denn die eingeleiteten Maßnahmen bei PeP werden schon im kommenden Jahr deutlich positive Effekte zeigen. Damit schaffen wir die Voraussetzungen, das operative Ergebnis des Konzerns bis 2020 auf mehr als 5 Milliarden Euro zu steigern.