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"2019 werden wir einen großen Schritt nach vorne machen"

Der weltgrößte Post- und Logistikkonzern Deutsche Post DHL Group ist auch im Geschäftsjahr 2018 weiter gewachsen. Der Konzernumsatz stieg um Wechselkurse und Portfoliomaßnahmen bereinigt um 6,0 Prozent. Mit einem operativen Ergebnis von 3,2 Milliarden Euro hat der Konzern sein im Juni 2018 angepasstes Jahresziel erreicht. Im Interview mit DPDHL Group News erläutert Vorstandschef Frank Appel, warum der Konzern nicht nur sehr gut positioniert ist, um die Ziele der Strategie 2020 zu erreichen, sondern auch, um darüber hinaus weiter profitabel zu wachsen.

Vorstandsvorsitzender Frank Appel

Herr Appel, wie hat sich der Konzern Deutsche Post DHL Group im Geschäftsjahr 2018 insgesamt entwickelt?

Frank Appel: 2018 war ein herausforderndes Jahr für Deutsche Post DHL Group, das wir insgesamt jedoch zu einem erfolgreichen Ende geführt haben. Nach einem erneut starken vierten Quartal haben wir unsere im Juni angepassten Ergebnisziele erreicht. Auf organischer Basis sind wir beim Umsatz in allen vier Divisionen gewachsen. Das zeigt: Unsere fundamentalen Wachstumstreiber sind intakt. Der E-Commerce boomt und der Welthandel wächst weiter. Von Letzterem profitieren vor allem die DHL-Divisionen. Im deutschen Post- und Paketgeschäft haben wir die notwendigen Maßnahmen ergriffen, um die Ertragskraft der Sparte langfristig zu sichern - auch wenn dies kurzfristig das Ergebnis belastet hat. Wir haben damit die Voraussetzungen geschaffen, nicht nur unsere Ziele für 2020 zu erreichen, sondern auch darüber hinaus weiter profitabel zu wachsen.

Den größten Beitrag zum Konzernergebnis hat DHL Express beigesteuert. Wie ist das Jahr für diese Division gelaufen?

Frank Appel: Express hatte erneut ein sehr gutes Jahr. Wechselkursbereinigt sind Umsatz und operatives Ergebnis zweistellig gewachsen. 2018 markiert somit einen weiteren Höhepunkt in einer ganzen Reihe von Rekordjahren bei Express unter der Führung von Ken Allen. Es ist nicht zuletzt sein Verdienst, dass die Sparte heute die weltweite Nummer 1 der Express-Dienste ist. Vor allem bei den zeitkritischen internationalen Sendungen wachsen wir weiter dynamisch. Damit können wir unsere einzigartige globale Express-Infrastruktur immer besser auslasten und unsere Profitabilität weiter steigern. Mit einer operativen Marge von 12,9 Prozent im vierten Quartal sind wir inzwischen auch in Sachen Ertragskraft die Nummer 1 im Markt. Ich freue mich sehr, dass wir mit John Pearson einen erfahrenen und leidenschaftlichen Express-Manager als neuen CEO der Sparte gewinnen konnten, der viele Jahre eng mit Ken Allen zusammengearbeitet hat. Beste Voraussetzungen also, um den Erfolgskurs nahtlos fortzusetzen.

Eine erfreuliche Ergebnisentwicklung meldet auch Global Forwarding, Freight. Wie beurteilen Sie das Abschneiden in diesem Bereich?

Frank Appel: Bei Global Forwarding, Freight sehen wir im Vergleich zum Vorjahr die größte Ergebnisverbesserung - ein Anstieg von fast 50 Prozent. Und das, obwohl die beförderten Volumen sowohl in der Seefracht als auch in der Luftfracht zurückgegangen sind. Das zeigt: Mit unserem selektiven Ansatz liegen wir genau richtig. Wir konzentrieren uns auf margenstarkes Geschäft und steigern so seit dem Turnaround 2015 kontinuierlich unsere EBIT-Marge. Dazu tragen auch der Roll-out unserer neuen IT-Systeme und die eingeleiteten Kostensenkungsprogramme bei, mit denen wir weiter gut vorankommen. Wir sind damit auf einem guten Weg, die Sparte zu früherer Ertragskraft zurückzuführen und mit der Zeit zur Profitabilität führender Wettbewerber aufzuschließen.

Schauen wir auf DHL Supply Chain. Diese Division ist weltweiter Marktführer für Kontraktlogistik. Wie fällt Ihre Bewertung hier aus?

Frank Appel: Supply Chain hatte ebenfalls ein gutes Jahr, auch wenn die Zahlen auf den ersten Blick rückläufig sind. Mit dem Verkauf unserer Tochter Williams Lea Tag haben wir uns bewusst von einer Einheit getrennt, die nicht zu unserem Kerngeschäft gehörte. Um Portfolioeffekte und Wechselkurse bereinigt ist aber auch Supply Chain weiter gewachsen. Auch in Zukunft sehen wir großes Potenzial für Outsourcing-Lösungen in der Lieferkette. Denn in diesem Bereich lassen sich durch Automatisierung und Digitalisierung enorme Effizienzgewinne realisieren. In unseren Lagerhäusern kommen Drohnen ebenso wie Roboter zunehmend zum Einsatz. Darauf bauen unsere Kunden und das spiegelt sich auch in einem starken Neugeschäft wider: 2018 haben wir zusätzliche Verträge im Volumen von 1,3 Milliarden Euro abgeschlossen. 

Eine durchweg positive Entwicklung also in den DHL-Divisionen. Im noch bis Ende 2018 in der bisherigen Struktur operierenden Geschäftsbereich Post - eCommerce - Parcel, kurz PeP, hatten Sie hingegen mit internen Herausforderungen zu kämpfen. Wieso?

Frank Appel: Das Post- und Paketgeschäft durchläuft seit Jahren eine tiefgreifende Transformation. Die Volumen im Briefgeschäft gehen kontinuierlich zurück, während der E-Commerce-Boom zu einem sehr dynamischen Wachstum bei den Paketen führt. Beide Entwicklungen erfordern kontinuierliche Anpassungen der Strukturen und Investitionen in neue Technologien. Im Laufe des vergangenen Jahres haben wir festgestellt, dass wir hier nicht genug getan haben. Deshalb steuern wir seit dem Sommer konsequent dagegen. Wir haben Maßnahmen ergriffen, um die Strukturen im Post- und Paketgeschäft zukunftsfest zu machen und das Geschäft für langfristig profitables Wachstum aufzustellen. Das umfasst konkret drei Punkte: erstens ein verbessertes Ertragsmanagement, zweitens Investitionen in die Steigerung der Produktivität und drittens eine Senkung unserer indirekten Kosten.

Wie weit sind Sie mit diesen Maßnahmen gekommen?

Frank Appel: Wir kommen gut voran und liegen voll im Plan. Die meisten Maßnahmen sind bereits auf den Weg gebracht und der erwartete Aufwand wurde wie geplant im abgelaufenen Geschäftsjahr verbucht. Was die Preise angeht, so haben wir im Paketgeschäft bereits Anpassungen durchsetzen können. Den Rahmen für Erhöhungen der Briefpreise legt die Bundesnetzagentur fest. Dieser Prozess läuft noch. Zur Steigerung der Produktivität investieren wir verstärkt in neue Sortieranlagen. Und auch bei der Verbesserung unserer Kostenstrukturen kommen wir zügig vorwärts. Unser Angebot zum Vorruhestand an Beamte in indirekten Funktionen ist sehr gut angenommen worden. Darüber hinaus haben wir zum Jahreswechsel die angekündigte Teilung von PeP vollzogen. Innerhalb der neuen Division Post & Paket Deutschland, kurz P&P, können wir uns nun voll und ganz darauf konzentrieren, die Restrukturierung abzuschließen und in neuer Aufstellung die Profitabilität zu steigern. 

Sie haben kürzlich angekündigt, die Zustellqualität im deutschen P&P Geschäft weiter zu verbessern. Was genau ist geplant?

Frank Appel: Wir werden das im vergangenen Jahr angekündigte jährliche Investitionsbudget  in Höhe von bis zu 150 Millionen Euro für Personal, weitere Automatisierung sowie den Ausbau der Post- und Paketinfrastruktur verwenden. So planen wir in diesem Jahr zum Beispiel mindestens 5.000 weitere neue Stellen in diesem Bereich zu schaffen. Darüber hinaus werden wir 500 neue Partner-Filialen und 1.000 zusätzliche Packstationen in unser Netzwerk aufnehmen. Außerdem eröffnen wir in diesem Jahr ein neues, modernes Paketzentrum in Bochum und erst vor wenigen Tagen haben wir den Spatenstich für ein Paketzentrum in Ludwigsfelde in Brandenburg gesetzt. Beide können bis zu 50.000 Pakete pro Stunde bearbeiten.

Neu ist seit dem 1. Januar auch die Division DHL eCommerce Solutions, in der Sie die internationalen Paket- und eCommerce-Aktivitäten gebündelt haben. Was sind Ihre Pläne für diesen Bereich?

Frank Appel: Die E-Commerce-Logistik ist ein hochattraktiver Wachstumsmarkt - sowohl in Europa als auch weltweit. Mit der neuen Division wollen wir die enormen Chancen in diesem Bereich noch effektiver nutzen. Mit Ken Allen haben wir für diese Aufgabe genau die richtige Führungspersönlichkeit gefunden. Bei Express hat er bereits erstklassige Prozesse etabliert und die Sparte auf einen einzigartigen, hochprofitablen Wachstumspfad gelenkt. Dies wollen wir nun auf das internationale E-Commerce-Geschäft übertragen. Hier verfolgen wir künftig einen globalen Ansatz für Kunden und Lösungen, stärken aber zugleich die Eigenverantwortung der Länder mit zielgerichteter Unterstützung der Zentrale. Zu Beginn steht aber auch in diesem Bereich eine kritische Bestandsaufnahme. Denn auch in der E-Commerce-Logistik haben wir in den vergangenen Jahren sehr viel ausprobiert und Neues gestartet. Ähnlich wie bei P&P werden wir auch hier künftig den Fokus stärker auf die Geschäfte und Regionen legen, in denen wir nicht nur große Wachstumschancen, sondern mittelfristig auch substanzielles Ertragspotenzial sehen.

Nach einer längeren Wachstumsphase sehen viele Ökonomen, Manager und Politiker eindeutige Anzeichen für einen Abschwung der Weltkonjunktur. Welche Auswirkungen hat das auf die Geschäfte von Deutsche Post DHL Group?

Frank Appel: Wir beobachten die konjunkturelle Entwicklung weltweit sehr genau. Bislang sehen wir jedoch keine Anzeichen dafür, dass es zu einer spürbaren Abkühlung kommen könnte. Und nach unserer Einschätzung wird die Weltwirtschaft auch in diesem Jahr weiter wachsen - wenn auch mit etwas geringerem Tempo. Das ist angesichts der zunehmenden geopolitischen Unsicherheiten keine Überraschung. Mit unseren nun fünf Divisionen sind wir allerdings in sehr unterschiedlichen Märkten aktiv und natürlich auch regional sehr breit aufgestellt. Dabei sind einige Geschäfte, wie zum Beispiel die Lagerlogistik und das Paketgeschäft in Deutschland, kaum konjunkturabhängig. Diese breite Aufstellung gibt uns als Konzern ein ausgewogenes Profil und macht uns robuster gegen konjunkturelle Schwankungen. 

Welche Ziele haben Sie sich vor diesem Hintergrund für das laufende Geschäftsjahr gesteckt?

Frank Appel: 2019 werden wir einen großen Schritt nach vorne machen und im deutschen Post- und Paketgeschäft deutlich besser aufgestellt sein. Die eingeleiteten Maßnahmen sind allerdings auf langfristigen Erfolg ausgerichtet, es wird also einige Monate dauern, bis sich die Fortschritte auch in den Zahlen niederschlagen. In den DHL-Divisionen erwarten wir weiteres profitables Wachstum. In der Summe prognostizieren wir für das laufende Geschäftsjahr ein Konzern-EBIT zwischen 3,9 und 4,3 Milliarden Euro. Damit nehmen wir wie geplant Kurs auf die Marke von 5,0 Milliarden Euro, die wir für 2020 in Aussicht gestellt haben.

Mit der "Strategie 2020" biegen Sie allmählich auf die Zielgerade ein. Wann werden Sie einen Einblick geben, wie es danach weitergeht? 

Frank Appel: Zunächst einmal gilt unser Augenmerk der Umsetzung der "Strategie 2020" und dem Erreichen der darin formulierten Ziele. Wir wollen Deutsche Post DHL Group nachhaltig auf ein operatives Ertragsniveau von mindestens 5,0 Milliarden Euro heben, von dem aus wir uns nach 2020 auf zu neuen Ufern machen können. Parallel dazu laufen natürlich die Vorbereitungen für ein Strategie-Update, das wir im Herbst dieses Jahres kommunizieren werden.