"Dank unserer Strategie 2025 sind wir so effizient wie nie zuvor"
Deutsche Post DHL Group konnte auch im zweiten Quartal 2021 den erfolgreichen Wachstumskurs fortsetzen. Im Vergleich zum Vorjahresquartal stieg der Umsatz um 22,2 Prozent auf 19,5 Milliarden Euro, das operative Ergebnis (EBIT) hat sich mit 2,1 Milliarden Euro mehr als verdoppelt. Damit hat der Konzern die im Juli veröffentlichten vorläufigen Quartalszahlen übertroffen. Finanzvorstand Melanie Kreis spricht im Interview mit DPDHL Group News darüber, wie der Konzern sein bestes Quartalsergebnis aller Zeiten erzielen konnte und über die Aussichten für die zweite Hälfte des laufenden Geschäftsjahres.
Frau Kreis, wie bewerten Sie die Entwicklung von Deutsche Post DHL Group im zweiten Quartal 2021?
Melanie Kreis: Wir hatten ein sehr starkes zweites Quartal. Alle Divisionen haben einen deutlichen Ergebnissprung erzielt. Gründe dafür waren die weitere Erholung des Welthandels und der strukturelle E-Commerce-Trend. Von beiden Entwicklungen haben wir stark profitiert. Mit unserer Strategie 2025 haben wir schon früh die Basis für diesen Erfolg gelegt. Wir haben uns auf unsere profitablen Kerngeschäfte fokussiert sowie unsere Netzwerke gezielt modernisiert und ausgebaut. Bereits lange vor Ausbruch der Pandemie haben wir unsere Organisation auf die heute noch stärkeren Megatrends Digitalisierung und E-Commerce ausgerichtet. Dank der konsequenten Umsetzung unserer Strategie 2025 waren wir auf den deutlich erhöhten Transportbedarf vorbereitet und arbeiten aktuell so effizient wie nie zuvor. Wir konnten die EBIT-Marge des Konzerns nochmals spürbar auf 10,7 Prozent steigern.
Mit Blick auf die guten Zahlen haben Sie den Ausblick im Juli noch einmal angehoben. Mit welchen Ergebnissen rechnen Sie kurz- und mittelfristig?
Melanie Kreis: Der Aufschwung des Welthandels ist eine gute Ausgangsbasis für das zweite Halbjahr. Dennoch ist aktuell unsicher, wie Konsumenten und die Weltwirtschaft auf mögliche Virusmutationen im Verlauf des Jahres reagieren werden. Auf Basis unserer starken Entwicklung rechnen wir für das laufende Geschäftsjahr nun mit einem EBIT von mehr als 7,0 Milliarden Euro. Darin enthalten ist ein zweiter Corona-Sonderbonus, den wir an unsere Beschäftigten im vierten Quartal 2021 auszahlen werden. Wir sind überzeugt, dass ausgehend vom aktuell erhöhten Nachfrageniveau auch im Jahr 2023 unverändert viele logistische Dienstleistungen nachgefragt werden. Langfristig erwarten wir eine Fortsetzung des strukturellen Wachstums im E-Commerce und eine fortgesetzte Erholung im Welthandel. Zudem arbeiten wir unverändert daran, unsere Effizienz weiter zu optimieren. Daher haben wir den Ergebnisausblick für 2023 auf mehr als 7,4 Milliarden Euro angehoben.
Sie sprechen den Corona-Sonderbonus an. Warum haben Sie sich entschieden, Ihren Angestellten erneut einen Corona-Bonus auszuzahlen?
Melanie Kreis: Unsere Mitarbeiter*innen haben unseren Erfolg überhaupt erst möglich gemacht. Sie halten globale Handelsströme und damit die Weltwirtschaft am Laufen, sichern wichtige Lieferketten und transportieren die Covid-19-Impfstoffe rund um die Welt. Gleichzeitig stemmen sie ein immer höheres Sendungsvolumen. Als Zeichen unserer Anerkennung für ihren unverändert außergewöhnlichen Einsatz zahlen wir rund 550.000 Mitarbeiter*innen weltweit – wie schon im Vorjahr – einen Corona-Sonderbonus von 300 Euro1. Unser finanzieller Erfolg basiert auf einer fantastischen Teamleistung, von der alle etwas haben sollen: Kunden und Investoren, vor allem aber auch unsere Mitarbeiter*innen. Ihnen gebührt unser besonderer Dank, ohne sie wären diese starken Ergebnisse in herausfordernden Zeiten nicht möglich.
Stark trifft es. Deutsche Post DHL Group hat im vergangenen Quartal seinen Free Cashflow auf 919 Millionen Euro steigern können, während gleichzeitig auch höhere Investitionen getätigt worden sind. Wie war das möglich?
Melanie Kreis: All unsere Divisionen haben sehr erfolgreich gewirtschaftet – dementsprechend ist auch unser operativer Cashflow erheblich gestiegen. Wir haben im vergangenen Quartal aber auch kräftig investiert zum Beispiel in unsere Flugzeugflotte der Express-Division, in zusätzliche Sortierkapazitäten bei Post & Paket Deutschland sowie in Automatisierungstechnik im Unternehmensbereich Supply Chain. Damit setzen wir den Ausbau und die Modernisierung unserer Netzwerke sowie die Digitalisierung unserer Prozesse konsequent fort. Der strukturell verbesserte Cashflow stärkt unsere Ausschüttungsfähigkeit und verschafft uns zusätzlichen Spielraum für weitere Investitionen in profitables Wachstum. Für das Geschäftsjahr 2021 rechnen wir mit Bruttoinvestitionen von rund 3,9 Milliarden Euro.
Blicken wir in die Divisionen: Wie lief das Geschäft bei DHL Express?
Melanie Kreis: Das Geschäft mit internationalen Expresssendungen ist weltweit ausgezeichnet gelaufen. Das EBIT von Express markierte im zweiten Quartal mit 1.177 Millionen Euro einen absoluten Bestwert. Der entscheidende Erfolgsfaktor ist unsere eigene Flugzeugflotte mit einem einzigartigen weltumspannenden Netzwerk. Dank ihr können wir unseren Kunden einen hohen Mehrwert bieten, indem wir auch dann noch eilige Sendungen weltweit transportieren, wenn Frachtkapazitäten in Passagiermaschinen pandemiebedingt knapp bleiben. Die Nachfrage nach unserem Kernprodukt, den zeitgenauen internationalen Expresssendungen, ist um 20,2 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal gestiegen. Damit konnten wir unser Netzwerk optimal auslasten und haben mit einer EBIT-Marge von 19,8 Prozent einen herausragenden Wert erreicht.
Wie lief das zweite Quartal 2021 für DHL Global Forwarding, Freight?
Melanie Kreis: Dass sich der Welthandel zunehmend erholt, spüren die Kolleg*innen bei Global Forwarding, Freight am stärksten. Die Transportvolumina liegen auf Vorkrisenniveau, die Luftfracht sogar darüber. Auch weil die Preise für Seefracht stark gestiegen sind, erfährt die Luftfracht zusätzliche Nachfrage. Güter, die traditionell über den Seeweg transportiert werden, gelangten aufgrund von Hafenüberlastungen wie in Yantian häufiger an Bord von Luftfrachtmaschinen. Unseren Kunden konnten wir dank unserer führenden Marktposition erfolgreich Alternativen anbieten. Der Anstieg der Transportvolumina in der Luft-, See-, und Straßenfracht hat das EBIT deutlich auf 312 Millionen Euro steigen lassen. Unterstützt wurde diese hervorragende Entwicklung durch unsere Digitalisierungsprojekte. Seit der Implementierung unseres zentralen Transportmanagementsystems hat DGFF die Automatisierung und Prozesseffizienz in seinem globalen Netzwerk weiter verbessert.
Welche Entwicklung hat DHL Supply Chain vollzogen?
Melanie Kreis: Noch vor einem Jahr hatte DHL Supply Chain deutlich mit der Pandemie zu kämpfen, weil die Kontraktlogistik sehr viel stärker als andere Geschäfte von Aktivitäten einzelner Auftraggeber abhängt. Jetzt sind unsere Kunden aus stärker betroffenen Branchen zurück, bei unverändert starkem Wachstum in Life Sciences & Healthcare. Zudem entwickelt sich das Neugeschäft weiterhin positiv. Doch wir haben nicht nur von Erholungseffekten profitiert: In der Pandemie haben wir unseren Fokus auf Kostendisziplin, Standardisierung und Digitalisierung weiter gestärkt. Das trägt Früchte und ließ die EBIT-Marge im zweiten Quartal auf 6,0 Prozent ansteigen. Das EBIT haben wir mit 198 Millionen Euro im Vergleich zum Vorjahr versechsfacht. Aber damit nicht genug: Die DHL Supply Chain Kolleg*innen sorgen weiter unter Hochdruck für die professionelle Lagerung und die sichere Abwicklung des Transports der COVID-19-Impfstoffe. Sie leisten damit einen wichtigen Beitrag zur Überwindung der Corona-Pandemie.
Wie ist die Lage bei DHL eCommerce Solutions?
Melanie Kreis: Der Onlinehandel hat durch die Pandemie eine strukturelle Beschleunigung erlebt, was sich in unserer jüngsten Division ganz besonders bemerkbar macht. Das Vorjahresquartal haben wir nur knapp mit einem positiven Ergebnis abgeschlossen, jetzt verbuchten wir mit einem EBIT von 116 Millionen Euro einen deutlichen Gewinn. Der Erfolg basiert auch hier auf einer konsequenten Umsetzung unserer Strategie: Wir haben das internationale Paketgeschäft auf wachsende Volumina im Onlinehandel ausgerichtet. Unsere Cross Border Solutions, die mit DHL Parcel Connect Online-Händlern innerhalb Europas einen länderübergreifenden Versand ermöglichen, sind mit einem Umsatzwachstum von mehr als 25 Prozent eine Erfolgsgeschichte. Skaleneffekte und eine höhere Effizienz haben die EBIT-Marge auf 8,1 Prozent steigen lassen.
Wie hat sich das Post- und Paketgeschäft in Deutschland im zweiten Quartal entwickelt?
Melanie Kreis: Bei Post & Paket Deutschland konnten wir das EBIT auf 315 Millionen Euro steigern. Sowohl im Post- als auch im Paketgeschäft ist unser Umsatz gewachsen. Treiber war definitiv der Online-Handel. Er hat das Paketvolumen nochmals deutlich vergrößert. Allein in Deutschland haben wir jeden Tag durchschnittlich 7,6 Millionen Pakete befördert und damit rund 11,5 Prozent mehr als zu Beginn des pandemiebedingten E-Commerce-Booms in zweiten Quartal 2020. Zuversichtlich stimmt uns, dass die Bereitschaft zum Online-Shopping auf hohem Niveau weiter zunimmt. Wenn der stationäre Einzelhandel wieder dauerhaft geöffnet hat, werden wir vermutlich wieder zu normalen Wachstumsraten zurückkehren, aber von einem signifikant erhöhten Niveau aus. Im Briefgeschäft hat sich die gesamtwirtschaftliche Erholung ebenfalls bemerkbar gemacht. Die Volumina im Dialogmarketing, also der Werbemailings per Post, haben wieder angezogen. Insgesamt konnte das Briefgeschäft mit einem Wachstum von 6,7 Prozent den durch die Pandemie ausgelösten Tiefpunkt im letzten Jahr hinter sich lassen. Eine auch für uns starke, schnelle und natürlich sehr erfreuliche Entwicklung.
Sie sprachen die Erholung des Welthandels bereits an. Welchen Einfluss hat diese auf Deutsche Post DHL Group?
Melanie Kreis: Ohne Logistikdienstleistungen steht unsere stark vernetzte Welt still. Wir sind sehr stolz, dass uns in diesen herausfordernden Zeiten eine so wichtige Rolle zuteil wird. Ob Impfstoffe, industrielle Bauteile oder online bestellte Waren: Wir bringen die Güter von den Menschen zu den Menschen. Und zwar sicher, schnell und zuverlässig. Damit leisten wir einen zentralen Beitrag dazu, Menschen und Unternehmen auf der ganzen Welt zu verbinden, getreu unseres Leitbildes „Menschen verbinden, Leben verbessern“. Wir werden unser Bestes geben, diesem Versprechen weiterhin gerecht zu werden.
1 300 EUR bezogen auf eine Vollzeitkraft