"Wir hatten ein gutes zweites Quartal"
Deutsche Post DHL Group ist auch im zweiten Quartal 2019 weiter profitabel gewachsen. Der Konzern steigerte seinen Umsatz gegenüber dem Vorjahr um 3,0 Prozent; das operative Ergebnis (EBIT) verbesserte sich um 2,9 Prozent. Im Interview mit DPDHL Group News erläutert Finanzchefin Melanie Kreis, warum der Konzern das untere Ende seiner Prognose für das laufende Geschäftsjahr angehoben hat und warum die Logistikbranche auch über 2020 hinaus attraktive Wachstumsperspektiven bietet.
Frau Kreis, wie bewerten Sie die jüngste Geschäftsentwicklung von Deutsche Post DHL Group?
Melanie Kreis: Wir hatten ein gutes zweites Quartal: Alle fünf Divisionen konnten ihren Umsatz steigern und operative Verbesserungen verzeichnen. Wir kommen unseren Zielen für 2019 Schritt für Schritt näher. Nach sechs Monaten des laufenden Geschäftsjahres haben wir bereits ein operatives Ergebnis von 1,9 Milliarden Euro realisiert. Das ist fast die Hälfte dessen, was wir uns für 2019 mindestens vorgenommen hatten. Im zweiten Halbjahr wird sich unsere Ergebnisentwicklung unter anderem aufgrund unserer Maßnahmen zur Erhöhung der Produktivität bei P&P und der Portoerhöhung weiter verbessern. Deshalb haben wir auch das untere Ende unserer Prognose angehoben und erwarten jetzt ein Konzern-EBIT zwischen 4,0 (bisher 3,9) und 4,3 Milliarden Euro.
Was stimmt Sie - in Anbetracht des volatilen Welthandels - so zuversichtlich?
Melanie Kreis: Angesichts der Handelskonflikte und damit verbundenen Unsicherheiten kommt die nachlassende Dynamik im Welthandel nicht völlig überraschend. Das zeigen auch die jüngsten Ergebnisse des DHL Global Trade Barometers: Handelskonflikte kennen keine Gewinner. Wir als Deutsche Post DHL Group sind gegen einen möglichen Abschwung natürlich nicht immun, aber unser breites Portfolio macht uns robuster. Unsere Divisionen sind nämlich sehr unterschiedlich konjunkturabhängig - im Frachtgeschäft spüren wir einen Auf- oder Abschwung im Umsatz relativ schnell, in der Lagerlogistik, also bei Supply Chain, aufgrund sehr langfristiger Verträge wiederum viel langsamer. Unabhängig davon haben wir intern zahlreiche Möglichkeiten, um unsere Profitabilität auch in einem schwächeren Marktumfeld zu steigern.
Werfen wir einen Blick auf die Divisionen: Ihre Zuversicht für 2019 kommt vor allem aus dem Bereich Post & Paket Deutschland. Wieso?
Melanie Kreis: Bei P&P hatten wir die Spanne unserer Jahresprognose bewusst weit gefasst, da es zu Jahresbeginn einige Unsicherheitsfaktoren gab. Inzwischen sehen wir hier deutlich klarer. Die neuen Preise im deutschen Briefgeschäft sind zum 1. Juli wirksam geworden. Das gibt uns - wie auch unseren Kunden - Planungssicherheit für die nächsten Jahre. Darüber hinaus zeigen unsere Preismaßnahmen bei Paket Wirkung: Der durchschnittliche Erlös pro Paket steigt. Außerdem sehen wir, dass die eingeleiteten Maßnahmen zur Steigerung der Produktivität zu greifen beginnen und die indirekten Kosten zurückgehen. Deshalb erwarten wir im zweiten Halbjahr deutliche Ergebniseffekte. Und nicht zuletzt ist die Weihnachtszeit für P&P traditionell die arbeitsreichste Zeit des Jahres. Da erwirtschaften wir einen Großteil unseres Ergebnisses. Insgesamt betrachtet erwarten wir daher nun einen Anstieg des P&P-EBIT auf 1,1 bis 1,3 Milliarden Euro in 2019.
Die Prognose für die DHL-Divisionen ist unverändert geblieben. Wie bewerten Sie das Abschneiden von DHL Express?
Melanie Kreis: Die Express-Kollegen haben einmal mehr gute Arbeit geleistet. Trotz der Entscheidung, schwere Sendungen im Netzwerk zu reduzieren, ist es erneut gelungen, die Volumina signifikant zu steigern. Im Kerngeschäft mit zeitkritischen internationalen Sendungen, kurz TDI, befördert Express inzwischen durchschnittlich mehr als eine Million Sendungen pro Tag. Das schlägt sich auch in weiter steigenden Umsätzen und Ergebnissen nieder. Allerdings sind die Ergebnisse im zweiten Quartal durch die Reduktion der schweren Sendungen und negative Währungseffekte belastet. Dennoch lag die operative Marge bei sehr guten 12,3 Prozent.
Der Bereich Global Forwarding, Freight hat aufgrund einer schwächeren Marktentwicklung rückläufige Volumina in der Luftfracht verzeichnet. Wie sehen Sie die Situation hier?
Melanie Kreis: Auch wenn die Rahmenbedingungen nicht optimal sind - der Luftfrachtmarkt hat sich im zweiten Quartal in der Tat schwach entwickelt, machen wir im Frachtgeschäft sehr gute Fortschritte. Wir sind überzeugt, mittelfristig wie geplant zur Profitabilität führender Wettbewerber aufzuschließen. Die strukturellen Maßnahmen, wie zum Beispiel die engere Zusammenarbeit zwischen Produkt und Vertrieb, wirken und mit der Erneuerung der IT-Systeme kommen wir weiterhin gut voran. Beides wirkt nachhaltig positiv auf das Ergebnis.
Im Unternehmensbereich Supply Chain haben Sie zu Jahresbeginn ein Restrukturierungsprogramm gestartet. Wie kommen Sie damit voran?
Melanie Kreis: Die Restrukturierung, vor allem in Großbritannien, ist der letzte Mosaikstein in der strategischen Neuausrichtung von Supply Chain unter John Gilbert. Im ersten Quartal 2019 haben wir unsere chinesischen Supply-Chain-Aktivitäten in eine Partnerschaft mit S.F. Holding eingebracht. Die Erlöse nutzen wir teilweise, um unser Geschäft optimal für künftigen Erfolg aufzustellen. Die Aufwendungen dafür wurden teilweise im zweiten Quartal verbucht. Das hat das Ergebnis belastet. Operativ hat sich der Bereich aber weiterhin sehr positiv entwickelt. So lag die bereinigte Marge erneut im für 2020 avisierten Zielkorridor von 4 bis 5 Prozent. Wenn John Gilbert Ende September nach 25 Jahren unser Unternehmen verlässt, dann übergibt er Oscar de Bok eine aufgeräumte und leistungsstarke Division.
Die neue Division DHL eCommerce Solutions ist erst zu Jahresbeginn gestartet. Wie bewerten Sie hier die jüngste Entwicklung?
Melanie Kreis: eCommerce Solutions war im zweiten Quartal von zwei gegenläufigen Entwicklungen gekennzeichnet: Wachstum und Konsolidierung. Umsatzseitig war eCommerce Solutions erneut die wachstumsstärkste Division. Zugleich ist der Bereich nach einer kritischen Bestandsaufnahme nun dabei, die künftige Aufstellung der Geschäfte umzusetzen. Deshalb war das EBIT im zweiten Quartal von Restrukturierungsaufwendungen belastet und damit - wie geplant - negativ. Um diese Einmaleffekte bereinigt hat sich das Ergebnis positiv entwickelt. Unser Fokus für eCommerce Solutions ist das langfristig profitable Wachstum.
Unter dem Strich also ein gutes zweites Quartal für Deutsche Post DHL Group. Auffällig ist der deutliche negative Free Cashflow ...
Melanie Kreis: ... Dafür gibt es eine einfache Begründung: gezielte Investitionen in unser Kerngeschäft als Basis für unseren langfristigen Erfolg. Um unsere Profitabilität und unsere CO2-Bilanz künftig weiter zu verbessern, kaufen wir derzeit im Bereich Express 14 fabrikneue Boeing-777-Frachtmaschinen. Allein im zweiten Quartal haben wir für diese rund 750 Millionen Euro aufgewendet.
Genug zum zweiten Quartal. Lassen Sie uns einen weiteren Blick in die Zukunft werfen. Wie sehen Sie die Gruppe aufgestellt?
Melanie Kreis: Wir decken mit unserem Portfolio das gesamte Spektrum der Logistik ab: Wir transportieren, sortieren, lagern und liefern so ziemlich alles und in jeder Größe - von kleinsten Gewebeproben über Umschläge und Pakete bis hin zu Paletten und Containern. Und das so schnell wie der Kunde es möchte. In all unseren Märkten verfügen wir über führende Positionen. Unsere starken Marken stehen für ein exzellentes Kundenversprechen. Und wir haben die besten und engagiertesten Mitarbeiter in der Branche. Wir sind damit nicht nur gut aufgestellt, um im aktuell komplexen Umfeld zu agieren. Wir sind auch exzellent positioniert, die Zukunft der Logistik zu gestalten.