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"Im aktuellen Marktumfeld sind vier Quartale mit Ergebniswachstum eine starke Leistung unseres globalen Teams."

In einem anhaltend herausfordernden Marktumfeld hat der Logistikkonzern DHL Group im dritten Quartal des laufenden Geschäftsjahres sein Ergebnis erneut gesteigert. Während der Umsatz aufgrund von Währungseffekten leicht unter dem Vorjahr lag, verbesserte sich das EBIT um 7,6 Prozent auf knapp 1,5 Milliarden Euro. Im Interview mit DHL Group News zeigt sich CEO Tobias Meyer zuversichtlich, auch mit Blick auf das für den Konzern so wichtige Jahresendgeschäft. Außerdem erklärt er, wie DHL Group bei der Umsetzung ihrer Strategie 2030 vorankommt und wie der Konzern mit gezielten Investitionen sein Wachstum in den kommenden Jahren beschleunigen will. 

Vorstandsvorsitzender Tobias Meyer

Herr Meyer, wie blicken Sie auf die Geschäftsentwicklung von DHL Group im dritten Quartal?

Tobias Meyer: Angesichts des weiterhin herausfordernden Marktumfelds sind wir sehr zufrieden. Die Handelskonflikte halten an, was sich auch in unserer Umsatzentwicklung niederschlägt. Die angekündigten Zölle der USA bedingen mittlerweile eine erheblich höhere Belastung als in der Vergangenheit. Das bremst vor allem den Handel auf Routen in die USA, aber auch den US-Export. Die Zölle verteuern die Materialien und Vorprodukte für die in den USA produzierten Güter. Damit werden diese Güter international weniger wettbewerbsfähig.

Hinzu kommt die Aufhebung der sogenannten De-Minimis-Regel für Sendungen mit geringem Warenwert. Damit sind nun alle kommerziellen Sendungen und auch die meisten postalischen Warensendungen in die USA zollpflichtig. Das macht den grenzübergreifenden E-Commerce in die USA deutlich bürokratischer, komplexer und vor allem teurer. Unsere Umsatzentwicklung wurde zusätzlich durch negative Wechselkurseffekte beeinflusst. Das Quartal hat aber auch einmal mehr gezeigt, dass wir operativ gut mit dem volatilen Umfeld umgehen können. 

Sie spielen auf das EBIT-Wachstum an...?

Tobias Meyer: Ja, vier Quartale in Folge mit Ergebniswachstum sind eine starke Leistung unseres globalen Teams. Das EBIT ist im dritten Quartal um 7,6 Prozent gestiegen; nach Bereinigung der  Einmaleffekte in diesem und im letzten Jahr sind es sogar mehr als zehn Prozent gewesen. Sehr erfreulich hat sich auch der Free Cashflow ohne M&A entwickelt. Ein Plus von mehr als 80 Prozent im dritten Quartal zeigt, dass sich unser aktives Kapazitätsmanagement sowie strukturelle Kostenverbesserungen auszahlen. Durch unsere Cashflow-Stärke verfügen wir über die nötigen Mittel, um gezielt in weiteres Wachstum zu investieren und gleichzeitig unseren Aktionären eine attraktive Rendite zu bieten. Insgesamt sehen wir uns nach neun Monaten auf gutem Kurs, unsere Jahresziele zu erreichen. Entsprechend halten wir auch an unserer Prognose für das Geschäftsjahr 2025 fest. 

Was sind die Erfolgsfaktoren für das gute Abschneiden?

Tobias Meyer: Hier war das Zusammenspiel mehrerer Faktoren entscheidend: Zum einen sehen wir erneut, wie wichtig unsere breite und globale Aufstellung für unsere Resilienz ist. Der Handel mit den USA ist zwar bedeutsam, macht aber nur einen Teil unseres Geschäfts aus. Dafür gewinnen andere Routen an Bedeutung, auf denen wir unsere Kunden dank unserer globalen Präsenz und eines flexiblen Netzwerks genauso zuverlässig mit der gewohnt hohen Servicequalität unterstützen können. Dafür tätigen wir noch mehr Investitionen in diese Wachstumsregionen. Darüber hinaus investieren wir gezielt in Digitalisierung, in den verstärkten Einsatz von KI-Agenten und Robotern sowie in den Ausbau des Netzwerks von Paketautomaten. So können wir unsere Produktivität steigern und unsere Wettbewerbsfähigkeit verbessern. Zudem steuern wir kurzfristig die Kapazität unseres Netzwerks sehr gut und konnten so unter anderem durch Anpassungen in unserem Luftfrachtnetzwerk die Volatilität der Handelsströme kompensieren.

Mit der "Strategie 2030" hatte sich DHL Group auch mit Blick auf den Umsatz ein deutliches Wachstum vorgenommen. Wie kann das in dem aktuellen Umfeld gelingen?

Tobias Meyer: Mit Strategie 2030 setzen wir gezielt auf Industriezweige und Regionen, in denen wir überdurchschnittliches Wachstum im Vergleich zum globalen BIP erwarten. Unsere letzte Untersuchung der globalen Handelsströme zusammen mit der Universität NYU Stern prognostiziert unter anderem in Asien, im Mittleren Osten sowie in Teilen Afrikas eine dynamische wirtschaftliche Entwicklung. Hier bauen wir unsere Präsenz entsprechend aus. So haben wir beispielsweise im Oktober 2025 Investitionen in Höhe von mehr als 300 Millionen Euro in Subsahara-Afrika angekündigt. Diese Investitionen wirken nicht sofort, schaffen aber die Grundlage für weiteres Wachstum.  

Werfen wir einen Blick auf die Divisionen. Wie haben die sich im dritten Quartal geschlagen?

Tobias Meyer: Die Divisionen hatten in ihren jeweiligen Märkten sehr unterschiedliche Herausforderungen zu bewältigen. Global Forwarding, Freight spürt die schwache Weltkonjunktur besonders deutlich. Die Peak Season in der Seefracht ist ausgeblieben und die schwierige Wirtschaftslage in Europa belastet die Nachfrage nach Straßenfracht. Bei Express sind die Volumen zeitgenauer internationaler Sendungen zwar zurückgegangen, aber die Division hat die Kapazitäten sehr effektiv gemanagt. Zusätzlich ist der Anteil profitablerer Handelsrouten durch die Veränderungen in den Handelsströmen gewachsen. In Summe hat die Profitabilität auf sehr hohem Niveau sogar leicht zugelegt. Bei Supply Chain zahlen sich unsere fortlaufenden Investitionen in Standardisierung und Digitalisierung aus. Die Division hat im dritten Quartal wieder ein organisches Umsatzwachstum erzielt und arbeitet weiter sehr profitabel.

eCommerce und Post & Paket Deutschland haben im dritten Quartal einen erheblichen Beitrag zum Ergebniswachstum geleistet. Welche Gründe hat das?

Tobias Meyer: Bei eCommerce haben wir einen positiven Einmaleffekt aufgrund von Entkonsolidierungseffekten aus dem Zusammenschluss mit Evri in Großbritannien. Post & Paket Deutschland konnte sich trotz rückläufiger Briefmengen behaupten - wenn auch im Vergleich mit einem sehr schwachen Vorjahresquartal. Wir sind in diesem Jahr dank der Kombination aus Preisanpassungen - vor allem im Paketbereich - und strukturellen Kostenverbesserungen auf gutem Weg, unser Minimalziel von 1 Milliarde Euro EBIT zu erreichen. Dieses Ergebnis brauchen wir mindestens, um die notwendigen Investitionen in die Zukunft und die Dekarbonisierung des Geschäfts tätigen zu können.

Wichtigste Zeit des Jahres für Post & Paket Deutschland ist das saisonal stärkere Jahresendgeschäft - wie auch für die anderen Divisionen. Welche Erwartungen haben Sie an das vierte Quartal?

Tobias Meyer: Die letzten drei Monate des Jahres sind üblicherweise die arbeitsreichsten für unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Das Jahresendgeschäft ist bereits angelaufen und wir haben uns sehr intensiv darauf vorbereitet. Um den höheren Sendungsmengen gerecht zu werden, haben wir unsere Kapazitäten gezielt ausgebaut: Das Team von Post & Paket Deutschland erhält beispielsweise Verstärkung durch rund 10.000 temporäre Arbeitskräfte und Express setzt zusätzliche Boeing 777-Frachtflugzeuge auf stark frequentierten Routen ein. Wie im Vorjahr haben wir zudem Nachfragezuschläge eingeführt, um die zusätzlichen Kosten abzufedern.

Mein besonderer Dank gilt unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die mit großem Engagement dafür sorgen, dass die Sendungen pünktlich und in gewohnt hoher Qualität ankommen. Gerade vor Weihnachten kommen alle im Unternehmen zusammen und arbeiten gemeinsam daran, eine gute Qualität zu liefern. Dies wollen wir auch dieses Jahr gemeinsam leisten, denn unser Leistungsversprechen ist besonders zu Weihnachten sehr wichtig für unsere Kunden. Es ist eine Grundlage dafür, dass wir auch in Zukunft Anbieter erster Wahl für unsere Kunden bleiben.