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Nachhaltigkeit

¡E-Viva Mexico! – Lieferketten für Elektrofahrzeuge neu denken

Die Wende der Automobilhersteller hin zu Elektrofahrzeugen ist unverkennbar und dringend. Um mit der Nachfrage nach E-Autos Schritt zu halten, müssen die Lieferketten aber völlig neu gedacht werden. Heute sind wir zu Gast in Mexiko, wo alles zusammenläuft.

Eine reibungslose Umstellung?

Einige der weltweit größten Automobilhersteller haben die Messlatte bei E-Autos hoch gelegt. Anspruchsvolle Ziele und ehrgeizige Zeitpläne haben die letzten Jahre geprägt. Bei BMW und Ford sollen bis 2030 die Hälfte aller verkauften Fahrzeuge E-Autos sein, General Motors plant die vollständige Umstellung auf E-Autos bis 2035, und Volkswagen geht davon aus, 2026 seinen letzten Benziner zu produzieren.

Die größte Frage ist dabei nicht, ob die Verbraucherseite mitmachen und auf Spritschlucker verzichten, sondern wie die Automobilhersteller eine reibungslose Umstellung auf die E-Auto-Produktion schaffen. Die Automobilindustrie ist immerhin über einhundert Jahre alt, und bis vor Kurzem haben die Hersteller ihre Produktionslinien und Lieferketten an der Produktion eines einzigen Produkts ausgerichtet: Autos mit Verbrennermotor. E-Autos vom Band laufen zu lassen, verlangt aber viel mehr, als nur Benzintanks durch Batterien zu ersetzen. So wird ein fundamentaler Wandel bei Entwicklung, Beschaffung, Produktion und Auslieferung sichtbar.

Dabei entsteht eine vollkommen neue Lieferkette - und eine ausgesprochen komplizierte noch dazu. Geopolitische Instabilitäten, Unsicherheiten im Welthandel sowie eine Vielzahl an Sicherheits- und Konformitätsvorschriften für E-Auto-Batterien gestalten das Ganze noch komplexer. Alle, die in den Erfolg von E-Fahrzeugen investieren, begrüßen deshalb Stabilität und Beständigkeit - und finden sie in Mexiko.

Kräftige Investitionen in den Automobilsektor in Mexiko

Seit Eröffnung der ersten Autoproduktionsstätte in Mexiko im Jahr 1925 durch Henry Ford war das Land für viele Hersteller immens wichtig, gerade wenn sie in die USA exportierten. Beinahe 100 Jahre danach ist Mexiko angesichts der rasanten Umstellung der Hersteller auf die Produktion von E-Autos bereit, seine Position als wichtiger Produktionsstandort zu festigen.

Das geht teilweise auf die politischen und wirtschaftlichen Entwicklungen zurück, wie etwa die Investitionen seitens der USA in die E-Auto-Infrastruktur, sowie auf den weltweiten Trend, die Produktion stärker in Richtung der Schlüsselmärkte zu verlagern.

Den wichtigsten Faktor bilden allerdings die von den Autoherstellern selbst angekündigten Investitionen:

E-Auto-Investitionen in Mexiko

800 Mio €

Für das Batteriemontage-Zentrum und andere E-Auto-Standorte von BMW in Mexiko

3 Mrd $

Für eine E-Auto-Produktionsstätte des chinesischen Herstellers Jetour

5 Mrd $

Für die "Gigafactory" von Tesla bei Monterrey

210.000

Elektro-SUVs vom Typ Ford Mach-E für 2023 geplant (Verdreifachung gegenüber 2021)

Quellen: BMWJetourTesla , Ford

Neukonzeption der Autolieferkette ist wie Neuerfindung des Rads

Diese Investitionen zeigen auch, wie engagiert sich die Autohersteller für die beträchtlichen Anpassungen einsetzen, die sie für ihre E-Auto-Lieferketten benötigen. Während jedoch Verbrenner-Lieferketten Jahrzehnte gebraucht haben, bis sie so eingespielt waren wie heute, muss die Branche angesichts von Nachfrage und Erwartungen jetzt wesentlich schneller Lösungen für E-Autos entwickeln.

Das ist leichter gesagt als getan. Denn zwischen der Produktion von E-Autos und klassischen Fahrzeugen liegen Welten. So gehört beispielsweise die Energiequelle bei Verbrennermotoren nicht zur Lieferkette des Fahrzeugs. Kraftstoff wird erst eingefüllt, wenn das Fahrzeug fahrbereit ist. Dagegen müssen Batterien von Beginn an in den Produktionsprozess einbezogen werden. Dazu gehört die Beschaffung von Rohstoffen wie etwa Nickel, Kobalt, Grafit bzw. Lithium aus Ländern wie Bolivien oder Kongo - Neuland für die Autohersteller. Zusammengebaute Fahrzeugbatterien gelten als Gefahrgut, wobei sich die Bestimmungen für den Transport solcher gefährlicher Materialien im Rahmen nationaler und lokaler Gesetze erheblich voneinander unterscheiden.

Außer den Batterien verfügen Elektrofahrzeuge über einen elektrischen Antriebsstrang und moderne Anschlusskomponenten. Zudem sind sie durch komplexe Ladevorgänge gekennzeichnet. Jeder dieser Aspekte verlangt eine vollkommen neu konzipierte Lieferkette, häufig mit Lieferanten, die in der Automobilbranche relativ neu und deshalb mit Produktionsplänen, Vorlaufzeiten und anderen Variablen nicht vertraut sind.

Mit zunehmender Nachfrage nach E-Autos und einem aller Voraussicht nach exponentiellen Wachstum der Verkaufszahlen könnte man von einem Wettlauf gegen die Zeit sprechen. Wer kann die Lieferketten-Expertise zügig aufbauen, um die zusätzlichen Komplexitätsebenen zu meistern, die Kundenbedürfnisse zu befriedigen und auf dem Markt zu bestehen?

Verkauf von E-Pkws in Nord- und Südamerika

2021

2,5 Millionen

15,4% Marktanteil

2025

3,5 Millionen

31,4% Marktanteil

2030

11,9 Millionen

68,4 % Marktanteil

Aufbau der künftigen E-Auto-Lieferketten

Das Rennen in Mexiko ist also eröffnet, und nach jahrelanger Erfahrung in der engen Zusammenarbeit mit Automobilherstellern vor Ort können wir unsere Expertise beim Aufbau einer spezialisierten Infrastruktur im Bereich E-Auto-Logistik einbringen. Erst kürzlich haben wir in Mexiko-Stadt ein neues Center of Excellence für Elektromobilität zur Lagerung und Distribution von Elektrobatterien für die Automobilbranche in Betrieb genommen - das erste in Amerika. Dieser Standort unterstützt bei der Lagerung und dem Transport von Batterien für E-Autos sowie mit rechtskonformen und kostengünstigen Lösungen von der Komponentenbeschaffung bis zur Fahrzeugauslieferung. In diesem Zentrum sind auch Spezialistenteams für die Beförderung von Gefahrgütern wie E-Auto-Batterien angesiedelt. Ziel ist es, der Automobilindustrie in der Region die dringend benötigten Synergieeffekte zu verschaffen.

Den Autoherstellern, die bereits in Mexiko aktiv sind, gibt die Erweiterung auf die Produktion von Elektrofahrzeugen Sicherheit. Damit können sie - im Anschluss an die Erfahrungen aus der Pandemie - ihre Umstellung auf Omni-Sourcing fortsetzen, eine Strategie, bei der Schlüsselkomponenten zur Absicherung gegenüber Lieferkettenunterbrechungen von verschiedenen Standorten bezogen werden.

Die Zeit für Mexiko ist gekommen

Nicht alle Automobilhersteller haben so ambitionierte Pläne zur Umstellung auf E-Mobilität in den kommenden Jahren, aber der Trend ist offensichtlich: Elektrofahrzeuge sind auf dem besten Weg, im nächsten Jahrzehnt die Straßen zu dominieren. Lieferketten und Produktionsstätten der Automobilindustrie müssen sich darauf einstellen.

Dabei ist der Zeitfaktor von entscheidender Bedeutung. Staat und Wirtschaft wie auch Verbraucherinnen und Verbraucher verlangen dringend einen Wandel hin zu einer nachhaltigeren Transportbranche.

Ist die Zeit für Mexiko gekommen? Es sieht ganz danach aus. Ob die Fahrzeughersteller ihr Versprechen einer Zukunft mit E-Mobilität einlösen können, wird ganz wesentlich davon abhängen, wie sie die Lieferketten innerhalb und außerhalb dieses jahrhundertalten Automobilstandorts auf Trab bringen.