Erfolgreiche Skalierung von Lösungen mit nachhaltigem Flugzeugtreibstoff

Was die Entwicklung hin zu einem großflächigen Einsatz von SAF angeht, haben wir es mit einem klassischen "Henne-Ei-Problem" zu tun. Im Jahr 2022 wurden für 450.000 Flüge nachhaltige Flugkraftstoffe verwendet - 2016 waren es erst 500. Trotzdem hat SAF immer noch einen Marktanteil von weniger als 1 Prozent. Die anhaltend hohen Kosten verhindern einen Anstieg der Nachfrage. Um die Nachfrage zu erhöhen, benötigen die Hersteller Kapital für Investitionen in höhere Produktionskapazitäten, um eine Größenordnung zu erreichen, bei der SAF mit bestehenden, aus fossilen Brennstoffen gewonnenen Kraftstoffen wettbewerbsfähig ist. Viele Versender sind jedoch nicht bereit oder in der Lage, die Preisaufschläge zu zahlen, die zur Finanzierung dieser Investition nötig sind.

Die Sache ist: Wir brauchen SAF jetzt. Die Klimakrise erfordert die Dekarbonisierung aller Branchen und die Transportindustrie fällt zurück. Kommerzielle Langstreckenflüge verursachen die meisten Emissionen im Luftverkehr, und es gibt keine wirklichen Alternativen zu SAF. Mit der heutigen Batterietechnologie können noch keine kommerziellen Langstreckenflüge durchgeführt werden, und die Wasserstofftechnologie ist noch nicht ausreichend ausgereift, um Strahltriebwerke in größeren Flugzeugen zu ersetzen.

Kooperationen mit engagierten Partnern zur Stärkung der SAF-Nachfrage

Wie lässt sich dieses Problem lösen? Wie schaffen wir die für eine Ausweitung des Angebots erforderliche Nachfrage? Die Antwort lautet: indem wir uns mit Unternehmen und Organisationen zusammenschließen, die unsere Werte und Ziele teilen. 

Ein Beispiel ist Clean Skies for Tomorrow Coalition (CST), eine Initiative des Weltwirtschaftsforums (WEF). Die CST bringt Akteure aus der gesamten Wertschöpfungskette der Luftfahrt und darüber hinaus zusammen, die sich gemeinsam für den Übergang zu nachhaltigen Flugkraftstoffen und letztlich das kohlenstoffneutrale Fliegen einsetzen. Wir unterstützen die Koalition und haben die von der CST formulierte Zielerklärung bis 2030 unterzeichnet. Ein wichtiges Projekt ist die Entwicklung einer praktikablen Lösung, um einen freiwilligen SAF-Markt zu schaffen, der neue Einnahmequellen erschließt und den Produktionshochlauf fördert. Im Jahr 2021 veröffentlichte das WEF in Zusammenarbeit mit PwC Netherlands und RMI ein Whitepaper, das ein "Zertifikat für nachhaltigen Flugzeugtreibstoff" (auch als "SAF-Zertifikat" oder "SAFc" bekannt) als eine solche Lösung vorstellte, die mit einem 'Book & Claim'-System verwendet werden könnte, um den Kauf von SAF zu erleichtern. Diese Lösung erweist sich als echter "Game Changer".

Im gleichen Jahr schlossen wir uns dem Eco-Skies Alliance-Programm von United Airlines an, um das SAFc-Konzept zu testen. Anfang 2022 unterzeichneten wir eine dreijährige Vereinbarung mit Air France KLM Martinair Cargo über den Kauf von 33 Millionen Litern nachhaltigen Flugzeugtreibstoffs (SAF) und verkündeten eines der größten SAF-Geschäfte in der Geschichte der Luftfahrt: eine Vereinbarung mit bp und Neste über den Kauf von mehr als 800 Millionen Litern SAF bis 2026. Zu den weiteren Meilensteinen auf unserem Weg zu einem nachhaltigen Luftfrachtgeschäft gehören zwei im Jahr 2023 bekanntgegebene Kooperationen: eine strategische Partnerschaft mit IAG Cargo über den Bezug von 11,5 Millionen Litern SAF und eine Sieben-Jahres-Vereinbarung mit World Energy über die Lieferung von 668 Millionen Litern SAF.

Was ist nachhaltiger Flugzeugtreibstoff?

Doch was genau ist eigentlich ein nachhaltiger Flugzeugtreibstoff? SAFs sind alternative Flüssigtreibstoffe, die anstelle konventionellen Kerosins in Flugzeugen eingesetzt werden können. Anders als herkömmliche Flugzeugtreibstoffe, die aus Erdöl gewonnen werden, sind SAFs Biokraftstoffe auf Basis nachhaltiger und erneuerbarer Ressourcen (Rohstoffe) wie Altspeiseöl, tierischen Fetten und landwirtschaftlichen Abfällen. Im Gegensatz zu fossilen Brennstoffen, die Kohlenstoff freisetzen, der zuvor im Erdboden gebunden war, setzen SAFs den Kohlenstoff frei, den der Rohstoff während seines Lebenszyklus absorbiert hat. Damit sind sie kohlenstoffneutral. Nachhaltig sind SAFs auch dadurch, dass der verwendete Rohstoff nicht mit Anbauflächen für Nahrungsmittel oder der Wasserversorgung konkurriert oder zur Schädigung von Wäldern führt.

SAFs bieten mehrere Vorzüge gegenüber herkömmlichen Flugzeugtreibstoffen wie eine bedeutende Verringerung der Treibhausgasemissionen (THG-Emissionen), geringere Feinstaubemissionen und eine verbesserte Luftqualität. SAFs können herkömmlichem Flugzeugtreibstoff beigemischt und ohne weitere Modifikationen in bestehenden Flugzeugtriebwerken verwendet werden. Als sogenannter "Drop-in"-Kraftstoff sind sie damit ein vollständig austauschbarer Ersatz für fossiles Kerosin.

Die Luftfahrtbranche hat einen erheblichen Anteil an den weltweiten THG-Emissionen und SAFs sind eine vielversprechende Lösung zur Verringerung des CO₂-Fußabdrucks des Sektors. Gegenüber herkömmlichem Kerosin werden mit SAFs bis zu 80 Prozent der Emissionen eingespart. Dadurch stellen sie einen wichtigen Hebel im Kampf gegen den Klimawandel dar. Nach Schätzungen der International Air Transport Association (IATA) könnten SAFs rund 65 Prozent zu den Emissionsreduktionen beitragen, die erforderlich sind, damit die Luftfahrt bis 2050 das Ziel Netto-Null-Emissionen erreicht. 

Erfahren Sie mehr zu den Quellen von SAF:

Wie kauft man nachhaltige Flugzeugtreibstoffe?

Die Antwort lautet: So ähnlich, wie man erneuerbare Energie kaufen kann. Verbraucher haben keine Kontrolle darüber, aus welcher Quelle der Strom in ihrem Zuhause stammt. Das Gleiche gilt für Menschen, die Flugtickets oder Luftfrachtdienste kaufen: Sie haben keine Kontrolle über den Treibstoff, mit dem das Flugzeug sie in den Urlaub fliegt oder ihre Waren befördert. Hier kommen SAFc ins Spiel. SAFc basieren auf dem Vorbild der Herkunftsnachweise für Energie aus erneuerbaren Quellen (Energy Attribute Certificates, EACs), einem effektiven marktbasierten Ansatz, der die Nachfrage nach erneuerbarer Energie nachhaltig angekurbelt hat. Sie ermöglichen es Unternehmen und Privatpersonen, Zertifikate für nachhaltigen Flugzeugtreibstoff zu kaufen, um ihre Klimaziele zu erreichen und zugleich die Ausweitung der SAF-Produktion zu finanzieren.

Wie genau funktionieren Zertifikate für nachhaltigen Flugzeugtreibstoff? Den Kraftstoffherstellern wird für jede Tonne SAF aus nachhaltigen Rohstoffen ein SAFc ausgestellt. Daraufhin verkaufen sie den physischen Kraftstoff und die virtuellen Herkunftsnachweise als SAFc. Die Fluggesellschaften erhalten den Kraftstoff und können den Wert der direkten Emissionsreduktion (Scope 1) geltend machen. Luftfrachtkunden können den Wert der indirekten Emissionsreduktion (Scope 3) kaufen.

Das alles erfolgt über ein "Book & Claim"-Buchhaltungssystem, das die Emissionsreduktionen durch nachhaltige Kraftstoffe entlang der Wertschöpfungskette erfasst und überträgt. Durch den Kauf und Verkauf von SAFc können Unternehmen den Umweltnutzen von SAF geltend machen, auch wenn der physische Kraftstoff vielleicht nicht im Tank des Flugzeugs landet, das ihre Waren befördert. Das System verschafft allen Branchenteilnehmern, unabhängig von Standort und Größe, Zugang zum Markt. Vor der Einführung für alle Kunden im Februar 2022 hat DHL Global Forwarding das System zunächst mit ausgewählten Kunden getestet. Im Jahr 2023 hat DHL Express den GoGreen Plus-Service gestartet, der Kunden ebenfalls die Möglichkeit gibt, ihre transportbedingten CO₂-Emissionen mithilfe von SAF zu reduzieren.

Darüber hinaus entwickeln wir gemeinsam mit Neste und ISCC ein neues System, mit dem Fluggesellschaften, Logistikdienstleister und Endkunden zuverlässig Emissionsreduzierungen durch die Verwendung von SAF ausweisen können.

Ein Unternehmen allein kann keine nachhaltigen Flugkraftstofflösungen entwickeln und den Luftverkehr dekarbonisieren, aber wir können wichtige Impulse für die Branche geben. Deshalb haben wir im Rahmen unserer Mission 2050 einen Nachhaltigkeitsfahrplan erstellt. Bis 2050 möchten wir alle logistikbezogenen Emissionen auf null reduzieren. Und wir sind auf einem sehr guten Weg: Im Vergleich zu 2007 haben wir unsere CO₂-Effizienz bereits um 37 Prozent verbessert. 

Die Zusammenarbeit mit engagierten Partnern und das Angebot nachhaltigerer Lösungen für unsere Kunden sind Teil dieses Plans - und jede Partnerschaft ist ein wichtiger Meilenstein auf unserem Weg in eine nachhaltige Zukunft.